Literatur

Präsenz verbessern und Öffentlichkeit schaffen

  • Literatur als künstlerisches Genre soll zukünftig sichtbarer in der Stadt verankert werden. So ist seit 2008 zwar die Anzahl der Veranstalter sowie die der literarischen Veranstaltungen erkennbar gestiegen, doch ist nicht zuletzt aufgrund der starken Vielfalt eine Zersplitterung der Szene zu beobachten. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, die öffentliche Wahrnehmung von Literatur durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen. Für die Vielzahl der kleinen Veranstalter ist der Literaturkalender ein erstes Instrument. Er wird grafisch überarbeitet und redaktionell ausgebaut. Auflage und Vertrieb sollen weiter verbessert werden und darüber hinaus mit einer digitalen Version des Literaturkalenders eine größere Verbreitung erreicht werden. Diese kann verstärkt in bereits bestehende Plattformen als Download integriert werden.
  • Um eine größere Öffentlichkeit für Projekte und Veranstaltungen zu schaffen bzw. umfangreichere Vorhaben wie Festivals oder internationale Autorenlesungen zu ermöglichen, sind Kooperationen zwischen verschiedenen Veranstaltern häufig ein Mittel zur erfolgreichen Umsetzung. Auch zukünftig werden solche Vernetzungen eine wichtige Rolle spielen - sowohl der Literaturveranstalter untereinander als auch der Protagonisten verschiedener Sparten mit vergleichbaren Zielgruppen. So ist beispielsweise ein Netzwerk von Akteuren zeitgenössischer Künste durchaus genreübergreifend als produktive Ergänzung zu den Einzelaktivitäten denkbar.
Neue Formen der Literaturvermittlung
  • Um die Literatur in all ihren Facetten und Schaffensbereichen stärker in der Stadt zu verankern, sollte der Bereich der Literaturvermittlung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ziel ist es einerseits, bestehendes literaturaffines Publikum für neue Formate und Formen zu interessieren und andererseits gänzlich neue Publikumsschichten zu gewinnen. So haben „klassische“ Formen der Literaturvermittlung in den vergangenen Jahren teils an Bedeutung verloren, publikumswirksame neue - wie Slams oder Lesebühnen - haben sich in Dresden hingegen als feste Bestandteile des Veranstaltungsprogramms etabliert. Sie schärften zunehmend das Bewusstsein dafür, dass neue Ideen und Formate der Literaturvermittlung notwendig sind. Letztendlich gilt es, solche Entwicklungen aufzugreifen und einen veränderten Umgang mit neuen Medien in die Arbeit einzubeziehen. Dazu gehören neue Trägermedien wie Hörbücher oder eBooks, die neben sozialen Netzen für einen sich ständig verändernden Umgang mit den Medien sorgen.
  • Nicht zuletzt gilt es in diesem Zusammenhang zu prüfen, inwieweit durch eine an anderen Stellen - beispielsweise Soziokultureinrichtungen - verortete Literaturvermittlung deren Wirksamkeit erhöht werden kann.
  • Zukünftig soll die Diskussion über Möglichkeiten der Literaturvermittlung durch den gezielten Austausch mit lokalen wie externen Akteuren und Protagonisten unterstützt werden. Verknüpfungen mit dem Bereich der Medien- und Bildungsforschung können hier wertvolle Impulse setzen. Es gilt, tragfähige Konzepte zu entwickeln, die über die bestehenden Aktivitäten hinaus neue Perspektiven für die Literatur in Dresden entwerfen. Diese können von diskursiven Formaten oder ästhetischen Experimenten über interdisziplinäre und interkulturelle Ansätze bis hin zu einem sich generell weitenden Literaturbegriff reichen, der Schriftsprache in all ihren Facetten einbezieht und neue Betätigungsfelder für die Literaturvermittlung bedingt. Dies ist in Anbetracht der überschaubaren Szene nur durch gebündelte Aktivitäten möglich, die es zukünftig deutlicher zu identifizieren und zu unterstützen gilt. Impulse dafür sollen von einem geplanten Fachtag zu neuen Formen der Literaturvermittlung ausgehen.
  • Die Diskussion über Formen und Ansätze der Literaturvermittlung könnte zudem Klärungsprozesse bezüglich einer ggf. anstrebenswerten weitergehenden Institutionalisierung dieses Tätigkeitsfeldes vermittels eines Literaturhauses befördern. Debatten über Aufgaben, Sinn und Zweck eines Literaturhauses - oder anderer institutionalisierter Formen der Literaturvermittlung - können darüber hinaus dazu verhelfen, innerhalb der Literaturszene Kooperationen anzustoßen.
Städtische Bibliotheken: Umzug als Chance
  • Mit dem Umzug der Hauptstelle der Städtischen Bibliotheken in den Kulturpalast ab 2015 und somit in das Zentrum der Stadt wird ein Ort der Literaturvermittlung entstehen, der bereits aufgrund seiner Lage und der räumlichen Verbindung zu anderen Kultureinrichtungen große Chancen birgt und die Wirkmöglichkeiten erheblich verbessern wird. Zu prüfen wird im Zuge der Neueröffnung sein, inwiefern der Ort in Kooperation mit weiteren Akteuren auch Raum für zusätzliche Inhalte bieten kann.
  • Folgende Aufgaben der kulturellen Bildung stehen darüber hinaus laut aktuellem Bibliotheksentwicklungsplan im Mittelpunkt der Bildungsarbeit:
    • Unterstützung aller Phasen des lebenslangen Lernens,
    •  Förderung des Lesens als Kulturtechnik ist Schlüsselfunktion,
    •  Kompetenzvermittlung im Umgang mit neuen Medien,
    •   Unterstützung der Alltagsbewältigung und der kreativen Freizeitgestaltung.
  • Nicht zuletzt werden die Städtischen Bibliotheken per eigenem Programmkonzept weiter Literaturförderung betreiben: Pro Jahr werden fast 100 Autorenlesungen organisiert, knapp die Hälfte davon mit regionalen Autoren. Um die Auseinandersetzung mit Literatur zu fördern, unterstützen die Städtischen Bibliotheken die Gründung von Literaturkreisen in den Stadtteilbibliotheken. Sie bieten einen Veranstaltungsort und organisatorische Unterstützung, die inhaltliche Gestaltung der Abende liegt bei ehrenamtlichen Organisatoren.
  • Auch die Entwicklung des zukünftigen musikalischen Informationsangebotes wird mit dem Umzug der Städtischen Bibliotheken eine neue Dynamik erreichen. Erweiterte Öffnungszeiten, die zentrale Lage und die Fusion mit der medien@age werden die weitere musikbibliothekarische Arbeit verändern. Dem Trend zur Ergänzung des konventionellen Angebotes mit digitalen musikalischen Inhalten wird noch stärker aktuell entsprochen werden. Die unmittelbare Nachbarschaft zu verschiedenen Kultureinrichtungen wird auch in der Ausrichtung der Musikbibliothek ihren Niederschlag finden.
Zielgenaues Heranführen von Kindern und Jugendlichen
  • Die Leseförderung und Literaturvermittlung für Kinder und Jugendliche bleibt ein Schwerpunkt, der weiter ausgebaut werden soll. Mit großem Erfolg haben sich in den vergangenen Jahren die Angebote insbesondere der Städtischen Bibliotheken und des Literaturbüros Dresden/Erich Kästner Museums Dresden e. V. etabliert. Der Fokus liegt künftig auf beteiligungsfördernden Vermittlungsformaten wie Schreibworkshops, Rätselspiele oder Rallyes. Dabei setzen vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen, trotz zum Teil beträchtlichen Engagements von Stiftungen und Förderern, und einem großen Bedarf nach dem Angebotsvolumen Grenzen.
  • Während insbesondere im Grundschulbereich die bestehenden Angebote aktiv genutzt werden und Leseförderung hohe Priorität genießt, gibt es für die Altersgruppe ab zwölf Jahren noch deutliches Entwicklungspotenzial. Auch hier ist zu prüfen, inwiefern Netzwerkaktivitäten oder Initiativen wie die platform11+ im Bereich der Darstellenden Kunst zur Entwicklung neuer Angebote hilfreich sein können. Die medien@age der Städtischen Bibliotheken hat sich in den letzten Jahren zu einem wirksamen Lernort und besonders zu einem Treffpunkt für Jugendliche entwickelt. Ausgehend von diesem Trend sollen zukünftig mehr Angebote zur Mediennutzung in der Bibliothek den Erlebnischarakter der Einrichtung und das Lernen vor Ort unterstützen. Die Jugendbibliothek soll künftig stärker als ein Zentrum lebendiger Jugendkultur etabliert werden. Hier bietet künftig vor allem die Integration der medien@age in die neue Zentralbibliothek der Städtischen Bibliotheken im Kulturpalast eine wichtige Perspektive.

2 Kommentare:

  1. "bis hin zu einem sich generell weitenden Literaturbegriff reichen, der Schriftsprache in all ihren Facetten einbezieht und neue Betätigungsfelder für die Literaturvermittlung bedingt."

    Mein Eindruck ist, dass der ganze Entwurf im Bereich "Literatur" von diesem Standpunkt aus geschrieben wurde. Ich würde einen diametralen Standpunkt einnehmen. Eine Weitung des Literaturbegriffs führt meines Erachtens zur weiteren Entwertung des Begriffs "Literatur". Es sollte vielmehr der umgekehrte Weg gegangen werden. Die Möglichkeiten sollen erweitert werden, um richtige Literatur von sonstigen Texten unterscheiden zu können. Die Trennung sollte nicht verwaschen, sondern schärfer hervorgehoben werden. Das erfordert eine lange und geduldige Arbeit. Gerade in Zeiten zunehmender Medienkonkurrenz.

    Man sollte also Publikumswirksamkeit nicht allein an Besucherzahlen messen.

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  2. "so haben klassische Formen der Literaturvermittlung in den vergangenen Jahren teils an Bedeutung verloren, publikumswirksame neue...sich etabliert."
    Daß das "neue" immer besser sein muß als das "klassische" ist ein politischer Standpunkt, den ich für fragwürdig halte (weil damit immer leicht Stimmen zu machen sind). Es ist zu einfach, das eine gegen das andere zu setzen, und es dürfte auch nicht die Aufgabe eines Kulturentwicklungsplanes sein, die unterschiedlichen Präsentationsformen gegeneinander auszuspielen.
    Mir scheint auch die lobenswerte Arbeit der Bibliotheken (mit Blick darauf, welche Verlage, Vereine und Initiativen nicht genannt werden) zu deutlich hervorgehoben. In Bezug auf die eingangs erwähnte "Vielfalt" erscheint mir der Entwurf als zu defensiv.
    Und "Zersplitterung" der Literaturszene ist mir auch negativ konnotiert (es gibt z.B. in Dresden sehr viele freie Theater, aber würde man deswegen von "Zersplitterung" der Theaterszene sprechen)?
    Öffentliche Wahrnehmung fördert man übrigens auch, indem man mehr Mittel zur Verfügung stellt. Daß die Literatur in Dresden - im Vergleich zu allen anderen Künsten - eher zu schmal budgetiert ist, ist hinlänglich bekannt und wird auch seitens der Kulturpolitik kaum bestritten.

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